Schifffahrt
Die Schifffahrt trägt durch Treibhausgasemissionen zum Klimawandel bei. Etwa 80 % des globalen Gütertransports erfolgen durch die Seeschifffahrt. Von den Treibhausgasemissionen, die vom Transportsektor erzeugt werden, fallen etwa 37 % auf die Seeschifffahrt. Bis Mitte des 21. Jahrhunderts kann das Transportvolumen um das 4-Fache steigen. Durch die Klimafolgen ergeben sich sowohl Risiken als auch Chancen.
© Michael Fritz
Neben den Treibhausgasemissionen stellt insbesondere die Emissionsbelastung in den Seehäfen infolge der Nutzung preiswerter und minderwertiger Schweröle ein besonderes Problem dar. Weitere Problemfelder sind die Verklappung von Öl und anderen Schadstoffen, die Verschmutzung durch Bilgewasser, die Einschleppung fremder Arten in die heimischen Ökosysteme und die Emission von Luftschadstoffen und Lärm. Zudem sind Infrastrukturmaßnahmen, wie z. B. Fahrrinnenerweiterungen und die Ausweitung von Hafenanlagen, Straßen- und Schienensystemen, vor dem Hintergrund des Klimawandels ggf. neu zu bewerten, da beispielsweise morphologische Änderungen an Flüssen und Küsten im Zusammenspiel mit dem Meeresspiegelanstieg zu erhöhten Sturmflutwasserständen führen können.
Insgesamt ist davon auszugehen, dass der Meeresspiegelanstieg, möglicherweise einhergehend mit höheren Wellen und stärkeren Stürmen, zu vermehrten, stärkeren und länger andauernden Überflutungen der Hafenanlagen führt. Dies hätte entsprechende betriebliche Ausfallzeiten zur Folge. Die Ankunftsgenauigkeit der Schiffe wäre beeinträchtigt und ihre Be- und Entladung erschwert, da bei Überflutung die Zu- und Abfahrtswege möglicherweise nicht mehr passierbar sind. Zudem wären von den Überflutungen neben den Liegeplätzen auch die Stromversorgung sowie die Lagerflächen betroffen, so dass die Transportgüter beschädigt werden könnten.
Durch den Meeresspiegelanstieg kann die Befahrbarkeit der Wasserstraßen für Schiffe beeinträchtigt werden, wenn der Wasserpegel so erhöht ist, dass die erforderliche Durchfahrtshöhe unter Brücken nicht mehr gewährleistet wäre. Geringere Niederschlagsmengen, wie Klimaszenarien für Sommermonate plausibel erscheinen lassen, und eine mögliche Verstärkung des stromaufwärts gerichteten Sedimenttransports und eine damit einhergehende steigende Ablagerung, könnten dagegen regional zu geringerer Wassertiefe führen und damit die Schiffbarkeit der Wasserstraßen, z. B. der Elbe, für Schiffe mit großem Tiefgang erschweren. Im Bereich der Elbe sind solche Niedrigwassersituationen aufgrund ihrer relativ langen Andauer für den Binnenschiffstransport relevanter als Hochwasserereignisse. Die Transportleistung in der Schifffahrt und damit der Umschlag des Hafenbetriebes wären dadurch empfindlich beeinträchtigt.
Als Chance für die Schifffahrt wird der mit der Erderwärmung einhergehende Rückgang des Polareises gesehen. Dieser eröffnet potenziell neue Schifffahrtswege. Die damit verbundene Verkürzung der Transportzeiten kann erheblich sein. So beträgt das Einsparpotenzial hinsichtlich der Transportzeiten auf der Nordostpassage entlang der russischen Küste nach Asien 40 % gegenüber der Route durch den Sueskanal. Dies wird insbesondere für den Hamburger Hafen positiv bewertet, da sein Containerumschlag zur Hälfte durch den Seeverkehr von und nach Asien erfolgt.
Der Kostenersparnis durch Nutzung der Nordostpassage stehen Gebühren gegenüber, die an den Anrainerstaat Russland zu entrichten sind, sowie Entgelte für die Begleitung mit Eisbrechern. Seeschifffahrt in den Polargebieten ist zudem nur mit Schiffen der entsprechenden Eisklasse möglich. Dies bedeutet, dass die Schiffe verstärkte Rümpfe und kräftigere Antriebssysteme haben müssen. Dies erhöht ihr Gewicht, reduziert ihre Ladekapazität und führt zu höheren Konstruktions- und Betriebskosten.
Bei künftig möglicherweise größeren Wellenhöhen, beispielsweise um 1 m auf See, müsste die Materialstärke der Tanker um 5–8 % angehoben werden. Auch im Hinblick auf die Verhinderung der Einschleppung fremder Arten werden Veränderungen an den Schiffsrümpfen, z. B. durch bestimmte Anstriche oder Oberflächenbehandlungen, diskutiert.