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04.03.2013

Klimawandel in Norddeutschland Wie wirkt sich der Klimawandel in Norddeutschland aus? Erfahren sie mehr über die regionale Ausprägung des Klimawandels und die Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen und Bevölkerung.

Anpassungspotenziale in Stadt- und Raumplanung

Planerisch-organisatorische Ansätze weisen ein breites Spektrum von formellen und informellen Gestaltungs- und Koordinationsformen für Norddeutschland auf. Formale Regelungsverfahren dienen zur verbindlichen Steuerung zukünftiger Raumnutzungen.

Ein Beispiel solcher Regelungsformen sind Flächenfestlegungen zum Freihalten von Überschwemmungsgebieten mithilfe der Landes-, Regional- und Bauleitplanung. Die Raumplanung kann die bestehenden Raum- und Siedlungsstrukturen mit hoheitlichen Instrumenten kaum beeinflussen. Informelle Regelungsformen gewinnen deshalb immer mehr an Bedeutung. Diese setzen auf die Überzeugung und Mitwirkung der Akteure.

Informelle Instrumente, wie beispielsweise Leitbilder, Entwicklungskonzepte und Zielvereinbarungen erhöhen die Chance auf kooperative Entscheidungsprozesse und können außerdem die Umsetzungsqualität von Anpassungsstrategien und Maßnahmen verbessern. Ökonomische Instrumente wie Förderprogramme oder Marktteilnahme und die Organisationsentwicklung ergänzen die planerisch-organisatorischen Lösungsstrategien.

Auf der Grundlage der vorliegenden regionalen Klimaszenarien können Handlungsfelder identifiziert werden, in denen die Folgen des Klimawandels raumrelevante Wirkung entfalten können. Beispiele hierfür sind die Ausweisung von neuen Überschwemmungsgebieten aufgrund häufigerer Starkregenereignisse oder das Freihalten überörtlicher Frischluftschneisen zur Milderung der Effekte von vermehrt auftretenden Hitzeperioden und Hitzewellen (vgl. Tab. 3) (Knieling et al. 2011).

Erfahrungen mit übergreifenden Konzepten liegen für Norddeutschland bereits durch das Flussgebietsmanagement und das Integrierte Küstenzonenmanagement (IKZM) vor. Die Konzepte orientieren sich mit ihren Lösungsstrategien an den naturräumlichen Gegebenheiten (Fluss, Küste). Diese raumbezogenen Ansätze weisen vielfältige Schnittstellen zu einem ebenen- und ressortübergreifenden Management der Folgen des Klimawandels auf. Sie müssen allerdings noch auf die spezifischen Anforderungen der Klimaanpassung ausgerichtet werden (Knieling et al. 2011).

Tab. 3: Übersicht über die Bewertung räumlicher Leitbilder (Greiving et al. 2009, aus: Knieling et al. 2011)

Tab. 3: Übersicht über die Bewertung räumlicher Leitbilder (Greiving et al. 2009, aus: Knieling et al. 2011)

Ein Konsens besteht insgesamt darin, dass eine sinnvolle Kombination formeller und informeller Instrumente eine Grundvoraussetzung für wirkungsvolle Klimaanpassung in Norddeutschland ist.

Eine wichtige Anforderung für Planungs- und Managementprozesse liegt dabei zukünftig darin, die bestehenden Unsicherheiten über die Auswirkungen des Klimawandels zu berücksichtigen und einen entsprechenden dynamischen und flexiblen, aber zugleich ausreichend verbindlichen Regelungsrahmen zu konzipieren. Dabei geht es weniger um umfassende Pläne mit finalen Aussagen, sondern vielmehr darum, strategische Entscheidungsprozesse der Stadt- und Regionalplanung bzw. -entwicklung sowie der Fachplanungen auf zukünftig erwartete Klimaänderungen zu beziehen (Knieling et al. 2011).