Hitze in Deutschland
© A. Thieken
Die gemittelte Anzahl heißer Tage, also Tage mit einem Tagesmaximum der Lufttemperatur ≥ 30 °C, ist seit den 1950er Jahren in Deutschland von etwa drei Tagen pro Jahr auf etwa zehn Tage jährlich angestiegen (siehe Abb. 1). Es wird davon ausgegangen, dass sich dieser Trend fortsetzt und Hitzeperioden mit dem voranschreitenden Klimawandel häufiger und intensiver auftreten werden (UBA 2023; DWD 2022). 2018 war mit 20,4 Tagen bislang das Jahr mit den meisten heißen Tagen.
Abbildung 1. Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/daten/umweltindikatoren/indikator-heisse-tage (abgerufen: 26.22.2024). Datenbasis: Deutscher Wetterdienst (DWD): https://www.dwd.de
Bei der regionalen Verteilung heißer Tage zeigen sich deutliche Unterschiede in Deutschland: So werden die meisten heißen Tage im Südwesten und in Ostdeutschland verzeichnet (UBA 2023a). Daneben werden auch in städtischen Ballungsräumen besonders häufig hohe Temperaturen gemessen. Die ausgeprägte Bebauung und Versiegelung führen neben weiteren Faktoren dazu, dass sich Städte tagsüber stärker aufheizen und nachts weniger abkühlen als das Umland. Dieses Phänomen wird als städtische Wärmeinsel bezeichnet (siehe DWD).
Gesundheitlich besonders belastend sind mehrere aufeinanderfolgende Hitzetage und Nächte ohne größere Abkühlung (vgl. Tropennächte mit einem Minimum der Lufttemperatur ≥ 20 °C). Dabei belastet Hitze den menschlichen Körper auf unterschiedliche Weise. Die Zahlen hitzebedingter Sterbefälle, die mittels statistischer Modelle abgeschätzt werden, übersteigen die anderer klimabezogener Gefahren bei weitem (Winkelmayr et al. 2023). In Deutschland werden für mehrere der letzten Jahre hohe hitzebedingte Sterbefälle geschätzt (siehe Tab. 1).
Tab. 1: Geschätzte Anzahl hitzebedingter Sterbefälle in ausgewählten Jahren
Als besonders anfällig bei Hitzebelastungen gelten insbesondere folgende Bevölkerungsgruppen (vgl. Winkelmayr et al. 2023):
• ältere Menschen,
• Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen,
• Säuglinge und Kleinkinder,
• Schwangere,
• Menschen, die im Freien arbeiten oder sich aufhalten
• Menschen, die in ungünstigen Wohnverhältnissen leben.
Um Hitzegefahren und adäquates Verhalten besser zu kommunizieren, wurde ein Warnsystem beim Deutschen Wetterdienst (siehe DWD 2024) etabliert. Heidenreich & Thieken (2024) haben in einem quasi-experimentellen Design gezeigt, dass die Nennung von Handlungsempfehlungen das Verständnis von Warnungen und das Verhalten verbessern.
In den letzten Jahren wurden diverse Empfehlungen für das individuelle Verhalten bei Hitze und für den Hitzeschutz in sozialen Einrichtungen erstellt (siehe eine Zusammenstellung des ZentrumKlimaanpassung). Daneben spielen Aspekte der Stadtplanung, wie die Art/Anordnung der Bebauung, die Baumaterialien und die Verteilung von Grünflächen, bei der Minderung von gesundheitlichen Belastungen durch Hitze eine große Rolle. Zahlreiche Hinweise speziell für Kommunen zum Thema Hitzeschutz bietet die Webseite "https://hitzeservice.de/".
Dr. Antje Otto
Institut für Umweltwissenschaften und Geographie der Universität Potsdam
- An der Heiden, M. 2023. Neubestimmung der Prädiktionsintervalle zur Schätzung der hitzebedingten Mortalität – Kommentar und Erläuterung zu „Hitzebedingte Mortalität in Deutschland“. Epid Bull 26. S. 14-16. https://doi.org/10.25646/11580
- DWD – Deutscher Wetterdienst. 2024. Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes (Stand: 26.11.2024)
- DWD – Deutscher Wetterdienst. 2022. Nationaler Klimareport. Klima ‒ Gestern, heute und in der Zukunft. 6. überarbeitete Auflage (Stand: 26.11.2024)
- DWD – Deutscher Wetterdienst. Stadtklima - die städtische Wärmeinsel (Stand: 26.11.2024)
- Heidenreich, A. & A.H. Thieken (2024): Individual heat adaptation: Analyzing risk communication, warnings, heat risk perception, and protective behavior in three German cities. – Risk Analysis 44(8): 1788-1808; https://doi.org/10.1111/risa.14278
- UBA – Umweltbundesamt. 2024. Indikator: Heiße Tage (Stand: 26.11.2024)
- HitzeService. Kompetenter Hitzeschutz für Ihre Kommune. Bundesministerium für Gesundheit (Hg.). https://hitzeservice.de/ (abgerufen: 26.11.2024)
- UBA – Umweltbundesamt. 2023a. Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe Anpassungsstrategie der Bundesregierung.
- UBA – Umweltbundesamt. 2023b. Indikator Heiße Tage (Stand: 16.12.2024)
- Winklmayr, C., Matthies-Wiesler. F., Muthers, S., Buchien, S., Kuch, B., an der Heiden, M., Mücke, H.-G. 2023. Hitze in Deutschland: Gesundheitliche Risiken und Maßnahmen zur Prävention. Journal of Health Monitoring 8(S4). S. 3-34. https://doi.org/10.25646/11645
- Winklmayr, C., Muthers, S., Niemann, H., Mücke, H.-G., an der Heiden, M. 2022. Hitzebedingte Mortalität in Deutschland zwischen 1992 und 2021. Dtsch Arztebl Int 2022 119. S. 451-7. https://doi.org/10.3238/arztebl.m2022.0202
- ZentrumKlimaanpassung. Wenn zu viel Sonne zur Hitzebelastung wird – Wie Vorsorge gelingen kann (Stand: 26.11.2024)