Klimawandel und Ozeane
Globale Änderungen und Treiber
Ozeane sind eine entscheidende Kraft im Klimageschehen. Sie sind einerseits Treiber von Klimaänderungen und werden andererseits durch diese Änderungen beeinflusst. Um Klimaänderungen besser verstehen und vorhersagen zu können, ist es daher notwendig, die physikalischen, chemischen und biologischen Vorgänge im Meer und besonders ihre Wechselwirkungen besser zu verstehen.
Klimaküche Ozean
© NASA
Zwischen den Ozeanen, die 71 % der Erdoberfläche einnehmen, und der Atmosphäre wird ständig Energie (Wärme) und Wasser ausgetauscht. Diese Wechselwirkungen bestimmen ganz wesentlich das Klimageschehen der Erde. Aufgrund der hohen spezifischen Wärmekapazität von Wasser und der vertikalen Durchmischung puffern die Wassermassen der Ozeane den Einfluss der Sonneneinstrahlung ab und dämpfen die Erwärmung. Die Ozeane nehmen außerdem einen großen Anteil des in die Atmosphäre freigesetzten Kohlendioxids auf. Durch die Trägheit der großen Ozeansysteme reagiert das gesamte Klimasystem verzögert auf Einflussfaktoren, wie zum Beispiel auf die Zunahme oder die Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Es dauert Jahrzehnte bis Jahrhunderte, bis sich zum Beispiel durch Klimaschutzmaßnahmen ein neues Gleichgewicht einstellt und ein Effekt deutlich wird. Die Pufferkapazität der Ozeane ist allerdings nicht unbegrenzt.
- ESKP (Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum, GFZ) Ozeane bedeutsam für das Erdklima
- Artikel von Prof. U. Bathmann in Biologie in unserer Zeit, 2010 Kohlenstoffpumpen im Ozean steuern das Klima. Globale Erwärmung
- GEOMAR, 2018 Der Ozean nimmt mehr Wärme auf als vermutet
- MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, 2018 Was das Meer zur Klimaregulierung beiträgt
- ESKP (GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, GEOMAR) Nordatlantik beeinflusst Klima in Deutschland
- Heinrich Böll Stiftung: Meeresatlas, 2017 Der Ozean bremst den Klimawandel
Änderungen von Strömungen
© Golfstrom GEOMAR
Die Meeresströmungen bewegen große Wassermassen und beträchtliche Mengen an Energie über große Entfernungen - sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung. Die kontinuierlichen, weitreichenden Strömungen der Ozeane, wie zum Beispiel der Golfstrom im Atlantik, bilden ein globales maritimes Strömungssystem, das sogenannte Globale Förderband. Die Strömungen werden durch zahlreiche Einflussgrößen angetrieben, zum Beispiel durch Salzgehalts- und Temperaturunterschiede („thermohaline“ Zirkulation), durch Winde sowie durch die Gezeiten und die Erdrotation. Die Veränderungen der Ozeanzirkulation und ihre Wechselwirkungen mit der Atmosphäre sind ein Schlüsselfaktor für das Verständnis von Klimaveränderungen.
- ESKP Wissensplattform "Erde und Umwelt": Forschungsthema Meeresströmungen Die Zusammenhänge und Auswirkungen von Meer, Wetter und Klima sowie die Möglichkeiten einer verbesserten Klimavorhersage.
- GEOMAR - Helmholtz-Institut für Ozeanforschung Kiel, 2018 Wie der Atlantik Teil der globalen Ozeanzirkulation wurde
- IOW - Institut für Ostseeforschung Warnemünde, 2019 Gefährdet Klimawandel Meeresökosysteme im Benguela-Auftriebssystem?
- SciLogs Blog Klimalounge/Stefan Rahmstorf, 2019 Was sagen die Klimaberichte von 2018 über die Abschwächung des Golfstromsystems?
- Deutsche Klmakonsortium (DKK) Zukunft der Golfstromzirkulation
- World Ocean Review, WOR 1 Mit den Meeren leben - ein Bericht über den Zustand der Weltmeere, 2010 Antrieb des Klimas – die großen Meereströmungen
- New York Times - In the Atlantic Ocean, Subtle Shifts Hint at Dramatic Dangers, 2021 Artikel und Animationen über aktuelle Forschungsergebnisse zur Abschwächung des Golfstroms
Abschmelzendes Meereis
© istock/A330Pilot
In den Polargebieten sind die Ozeane von einer gewaltigen, bis zu 5 m dicken Eisschicht bedeckt. Die Eisbedeckung variiert mit den Jahreszeiten. Dieses Meereis hat andere thermodynamische, aerodynamische und optische Eigenschaften als das offene Meerwasser. Schnee und Eis haben zum Beispiel ein hohes Rückstrahlvermögen und reflektieren fast die gesamte eingestrahlte Energie, während Boden und Wasser dagegen mehr als 90 % der eingestrahlten Energie absorbieren und sich dadurch erwärmen. Die Ausdehnung des Meereises beeinflusst daher den Austausch von Energie (Wärme) und Stoffen, wie zum Beispiel Kohlenstoff und Sauerstoff, mit der Atmosphäre. Das Meereis verändert den Austausch von Wassermassen der Ozeane, beeinflusst den Lebensraum und die Nahrungskette und bietet auch Lebensraum für Pflanzen und Tiere, von Mikroorganismen bis zu zum Beispiel Eisbären. Es ist ein hochvariabler Indikator für den Klimawandel.
- Deutsche Klmakonsortium (DKK) Wie verändert sich das Meereis in der Arktis und der Antarktis?
- AWI Factsheet, 2015 Der Einfluss des arktischen Meereises auf das Wetter und Klima in Europa
- Max-Planck-Institut für Meteorologie, 2017 Kann arktisches Meereis im Winter plötzlich verschwinden?
- Klimawiki Das Meereis spielt eine wichtige Rolle im Klimasystem der Erde
- Warnsignal Klima – Das Eis der Erde, 2015 Bedeutung des Meereises für das Weltklima
- Meereisportal.de Das Meereisportal liefert umfangreiche Hintergrundinformationen, aufbereitetes Datenmaterial, sowie den direkten Zugriff auf die Datenbasis
Den Klimawandel im Ozean mit neuen Methoden untersuchen
© Noaa
Um den Umweltzustand der Ozeane zu beobachten und ihre Rolle im Klimageschehen zu analysieren und zu beschreiben, werden umfangreiche Untersuchungen und Computersimulationen durchgeführt. Von festen Stationen, zum Beispiel Messbojen, und von Schiffen aus werden direkt vor Ort im Meer Messungen durchgeführt. Radar und Satelliten messen dagegen per Fernerkundung großflächig die Eigenschaften des Oberflächenwassers. Zunehmend werden autonome Beobachtungssysteme - quasi „Messroboter“, wie zum Beispiel Argo-Treibbojen und Glider, entwickelt und eingesetzt, um Temperatur, Salzgehalt, Strömungen und andere Messgrößen zu erfassen. Langzeitmessungen sind besonders wichtig, um Schwankungen und langfristige Trends zu erkennen. Berechnungen mit komplexen Modellierungssystemen sorgen für ein besseres Verständnis der Einflussfaktoren und Auswirkungen von Klimaveränderungen. Besonders durch die Kopplung von Ozean- und atmosphärischen Modellen können deren Wechselwirkungen berechnet werden.
- ESKP - GEOMAR Die Beobachtung des Klimawandels in den Ozeanen
- promet, Heft 99, 65-75 © Deutscher Wetterdienst 2017 Gekoppelte Modellsysteme: Atmosphäre und Ozean
- ESKP - HZG Methoden zur Strategieentwicklung gegen Überflutungsrisiko
- Hamburger Bildungsserver - Ozean im Klimasystem
- Warnsignal Klima, 2014 – Die Polarregionen: Wechselwirkungen zwischen arktischem Meereis und der atmosphärischen Zirkulation
- Ho-Hagemann, H.T.M. and B. Rockel (2018): Einfluß von Atmosphäre-Ozean Wechselwirkungen auf Starkniederschläge über Europa. In: Lozán, J. L., S.-W. Breckle, H. Graßl, D. Kasang & R. Weisse (Hrsg.). Warnsignal Klima: Extremereignisse. pp. 161-168.
- DFG Verbundprojekt: TRR Energytransfer - Energy Transfer in Atmosphere and Ocean Video: Eddies – die Wirbel der Meere einfach erklärt