Klimawandel und Ozeane
Lebensraum Ozean
Auswirkungen auf marine Ökosysteme
© istock/naturepics_li
Die Ozeane sind der größte Lebensraum der Erde. Mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche wird von Meeren eingenommen. Ein Viertel aller bekannten Tierarten lebt in den Weltmeeren und ihre Lebensräume erstrecken sich von den flachen Küstenregionen bis in die Tiefsee. Die Vielfalt der Meeresbewohner reicht von mikroskopisch kleinen Algen und Einzellern bis hin zum 200 Tonnen schweren Blauwal. Doch die Meeresökosysteme stehen unter Druck – nicht nur durch Überfischung, Überdüngung, dem Eintrag gefährlicher Stoffe oder der Einschleppung fremder Arten – zunehmend leiden die Ökosysteme und die marinen Lebensräume unter den Folgen des Klimawandels. Besonders Temperaturerhöhung, Ozeanversauerung und zunehmender Sauerstoffmangel verändern die Lebensräume mariner Organismen.
- Umweltbundesamt - Klimawandel und marine Ökosysteme, 2009 Klimawandel und marine Ökosysteme
- World Ocean Review, WOR 1 Mit den Meeren leben - ein Bericht über den Zustand der Weltmeere, 2010 Auswirkungen des Klimawandels auf das marine Ökosystem
- AWI Factsheet - Alfred-Wegner-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, 2014 Die Folgen des Klimawandels für das Leben in den Weltmeeren
- AWI Factsheet - Alfred-Wegner-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, 2014 Die Folgen des Klimawandels für das Leben in der Nordsee
- Alfred-Wegner-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, 2011 Polare Ökosysteme im Wandel
- Alfred-Wegner-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, 2018 Klimawandel und Krill
Verschiebung von Artengemeinschaften
© istock/Vlada_Z
Dem Kabeljau wird es zu warm. Die kälteliebenden Fische wandern immer weiter nach Norden in arktische Gewässer. Gleichzeitig wandern Arten aus südlichen Gefilden in Nord- und Ostsee ein. Neben Warmwasserkrebsen und -krabben breiten sich auch Doraden, Sardinen und Meerbarben in Nord- und Ostsee aus. Doch auch für das pflanzliche Plankton, die wichtigste Nahrungsgrundlage in den Ozeanen, ist der Klimawandel eine Gefahr. Besonders die Erwärmung bringt den Lebensrhythmus des eingespielten biologischen Nahrungssystems durcheinander. Ein weiterer Faktor für Artenverschiebungen ist die Einschleppung fremder Arten. Meist unbeabsichtigt als Mitreisende im Ballastwasser von Schiffen, manchmal aber auch bewusst, gelangen Lebewesen von einem Teil der Erde in einen anderen, wodurch schon ganze Ökosysteme verändert wurden. Mit dem Klimawandel und der Erwärmung des Wassers könnten die so genannten Neobiota häufiger gute Lebensbedingungen vorfinden und so die Probleme für etablierte marine Ökosysteme verschärfen.
- Thünen-Institut, 2021 Thünen erklärt: Der Hering in der Klimafalle – Warum dem Hering der westlichen Ostsee der Nachwuchs ausgeht
- Warnsignal Klima: Gefahren für Pflanzen, Tiere und Menschen, 2014 Wärmeliebende Fische auf dem Weg nach Norden
- Klimanavigator - Klimawandel in Norddeutschland, 2013 Auswirkungen des Klimawandels auf die Ökosysteme der Nordsee
- World Ocean Review, WOR 1 Mit den Meeren leben - ein Bericht über den Zustand der Weltmeere, 2010 Neue Arten in fremden Revieren
- Alfred-Wegner-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, 2018 Infografik Eingeschleppt: Die neuen Arten im Watt
- Neobiota-Plattform Nord- und Ostsee Aktuelle Listen eingewanderter Arten in deutschen Küstengewässern
- Heinrich-Böll-Stiftung, 2017 Biodiversität: Vielfalt und Einfalt
Auswirkungen von Sauerstoffmangel im Ozean
© GO2NE
Die Sauerstoffarmut in den Ozeanen nimmt zu. Mitverantwortlich dafür ist die globale Erwärmung. Wärmeres Oberflächenwasser enthält weniger Sauerstoff – die Löslichkeit von Sauerstoff nimmt mit zunehmender Temperatur ab. Warmes Oberflächenwasser sorgt auch dafür, dass die Schichtung des Ozeanwassers stabiler wird, wodurch sich die Zirkulation abschwächt und es schwieriger wird, die tieferen Meeresschichten mit sauerstoffreicherem Wasser zu durchmischen. In Verbindung mit der Überdüngung der Meere, die vor allem in Küstennähe auftritt, kommt es zu Algenblüten, die nach dem Absterben der Algen viel Sauerstoff verbrauchen. Sauerstoffarmut in den Ozeanen beeinflusst auch die marinen Ökosysteme. Fischbestände gehen zurück oder werden durch die Sauerstoffarmut in küstennahen Gewässern gezwungen, sich andere Lebensräume zu suchen und wirken sich so auf die Lebensgrundlage vieler Menschen, vor allem in Entwicklungsländern aus. Auch Korallenriffe, die eine wichtige Touristenattraktion in vielen Ländern sind, könnten durch Sauerstoffarmut absterben.
- UNESCO - Global Ocean Oxygen Network The Global Ocean Oxygen Network (GO2NE) is committed to providing a global and multidisciplinary view of deoxygenation, with a focus on understanding its multiple aspects and impacts.
- Warnsignal Klima: Die Biodiversität. Wissenschaftliche Auswertungen, 2016 Auswirkungen von Sauerstoffmangel auf die Artenzusammensetzung in den Meeren
Auswirkung von Ozeanversauerung auf marine Ökosysteme
Mit Mesokosmen-Experimenten untersuchen Wissenschaftler, wie das marine Ökosystem auf die Ozeanversauerung reagiert. © GEOMAR/Ulf Riebesell
Seit Beginn der Industrialisierung bis zum Jahr 2007 hat der Ozean etwa 30 Prozent des anthropogenen Kohlendioxids aufgenommen (Gruber et al., 2019). Damit sind die Weltmeere neben der Vegetation die größte CO2-Senke. Doch das im Wasser gelöste CO2 stellt ein gewaltiges Problem dar: Das Wasser versauert. Dies kann schwerwiegende Folgen für viele Meereslebewesen haben – vor allem für diejenigen, die Kalkschalen oder Kalkskelette bilden. Neben Muscheln, Schnecken und Korallen sind auch einzellige und größere Algen, Seeigel, Seesterne, Krebse und Fische betroffen, mit enormen Auswirkungen auf die Nahrungsketten im Meer, auf die Fischerei, den Küstenschutz und das Klima. Das größte Problem ist die Geschwindigkeit, mit der die Versauerung vonstatten geht. Sie ist viel größer, als alle anderen, natürlichen Veränderungen der letzten hunderttausende von Jahren – mit unabsehbaren Folgen für die marinen Ökosysteme.
- DKK-Video zur Online-Vorlesung "Klimawandel und seine Folgen" Prof. Dr. Ulf Riebesell (GEOMAR): Ein Ökosystem unter Stress: Beispiel Ozeanversauerung
- GEOMAR-Pressemeldung, 2018 Ozeanversauerung begünstigt Massenvermehrung giftiger Alge
- AWI Fakten zur Ozeanversauerung
- Warnsignal Klima - Die Meere, 2011 Auswirkungen der Ozeanversauerung auf marine Lebensprozesse
- BIOACID - Biologische Auswirkungen von Ozeanversauerung Nationales Projekt zu den Auswirkungen Ozeanversauerung auf marine Organismen
- IPCC Klimaänderung 2014 FAQ 6.4 Welche Änderungen von marinen Ökosystemen sind aufgrund des Klimawandels wahrscheinlich?
- Hamburger Bildungsserver: Lebensraum Ozean
- AWI - Eine Zusammenstellung von Artikeln, News und Fakten zum Thema Folgen des Klimawandels für das Leben in den Ozeanen
- GAME - internationales Trainings- und Forschungsprogramm für junge Meereswissenschaftler
- AWI Video – Auswirkungen der Ozeanversauerung auf Kalkalgen
- GEOMAR, 2014 – Versauerung im Atlantik – Erstes Freiland-Experiment zu Auswirkungen der Ozeanversauerung auf Lebensgemeinschaften im offenen Ozean
- ESKP (AWI) - Auswirkungen der Ozeanversauerung
- AWI - Video: Ozeanversauerung - Kabeljau und Polardorsch im Stress