Wahrnehmung des Klimawandels in Norddeutschland
Klima ist eine Wetterstatistik über einen meist dreißigjährigen Zeitraum. Die Änderung dieser Statistik lässt sich vom Einzelnen nicht fühlen. Klimawandel ist also nicht „erlebbar“. Wahrgenommen werden allenfalls die Auswirkungen, die man für Folgen des Klimawandels hält oder als solche erklärt bekommt.
© Meinke
Was Klimawandel für den Einzelnen bedeutet, hängt von den vorhandenen Informationen, der mentalen Informationsverarbeitung und den eigenen Erfahrungen ab. Darüber hinaus wirken sich der regionale, naturräumliche und soziale Kontext der Befragten aus. Auch das Ausmaß und die Art und Weise, in der Bewohner und Stakeholder Naturrisiken ausgesetzt sind, haben Einfluss auf die Wahrnehmung des Klimawandels. Dabei spielen Schlüsselereignisse und ihre mediale Aufbereitung eine zentrale Rolle. Da sich diese lokal sehr unterschiedlich ausprägen können, ist auch die Klimawandelwahrnehmung ortsgebunden und in den gesellschaftlichen Zusammenhang eingebettet. Diese regionalen und lokalen Wahrnehmungsmuster sind für die Diskussion und Planung regionalspezifischer Anpassungsstrategien von großer Bedeutung.
Innerhalb Norddeutschlands kann sich die Wahrnehmung der Klimarisiken lokal deutlich unterscheiden. Nationale und internationale Berichterstattungen über mögliche Bedrohungen durch den Klimawandel werden zwar wahrgenommen, die Art und Weise der Wahrnehmung unterscheidet sich jedoch, je nachdem in welche lokalen Wissensbezüge sie eingeordnet werden. Vor allem die Wahrnehmung von Sturmflutgefahren wird hauptsächlich durch das lokal bzw. regionalpolitisch administrative Verständnis geprägt. So zeigt die Bevölkerung in den Regionen Bremen, Wilhelmshaven und Wangerland hohes Vertrauen in die Küstenschutzmaßnahmen und fühlt sich vor diesem Hintergrund auch vom Klimawandel wenig bedroht.
Auch Untersuchungen auf Sylt zeigen, dass der Klimawandel für die Befragten nur eine untergeordnete Rolle spielt. Als mögliche Auswirkungen des Klimawandels wurden hauptsäch lich Wetteränderungen, der Anstieg des Meeresspiegels und Überschwemmungen/Landverlust angegeben. Sturmfluten folgten als ebenfalls relativ häufig genannte Auswirkung des Klimawandels.
Umfragen in Hamburg zeigen jedoch, dass der Klimawandel für die Befragten ein „ernsthaftes Problem“ darstellt. Allerdings lässt sich einschränkend feststellen, dass Klimawandel nicht das wichtigste Problem für die befragten Bürger ist. Die Klimawandelwahrnehmung unter Hamburger Bürgern unterliegt zeitlichen Schwankungen und steht u. a. im Zusammenhang mit der Intensität der medialen Berichterstattung. Lässt diese nach, rücken andere Probleme in der Wahrnehmung der Bevölkerung wieder in den Vordergrund.
Sturmfluten werden von der deutlichen Mehrheit der befragten Hamburger als Naturkatastrophe mit den potenziell schwersten Folgen für Hamburg wahrgenommen. Hier ist die Sturmflut vom Februar 1962 bis heute prägend.
Auch die Wahrnehmung von Stürmen und Starkregen als Ereignisse mit schweren Folgen für Hamburg stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an. Insgesamt fühlen sich die Einwohner Hamburgs jedoch sicher – auch vor den Auswirkungen des Klimawandels. Somit wird keine große Notwendigkeit gesehen, das eigene Verhalten zu ändern.