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11.08.2015

Klimawandel, Migration und Sicherheit Der Klimawandel bringt nicht nur Ökosysteme durcheinander, er bedroht auch die Lebensgrundlage vieler Menschen.

Fallstudie: Westliche Sahelzone in Afrika

Zukunftsprojektionen deuten darauf hin, dass die Sahelzone stark vom Klimawandel betroffen sein wird. Unregelmäßige Regenfälle, längere Dürreperioden und verletzliche Ökosysteme haben von der Bevölkerung dort immer schon ein hohes Maß an Anpassung gefordert. Die Mobilität der Bevölkerung in Form von Migration ist eine übliche Strategie, um mit Klimaveränderungen umzugehen. Ein wichtiger Teil der Wirtschaft hängt in vielen Ländern der Sahelzone maßgeblich von Mittelzuwendungen der MigrantInnen ab, die meistens darauf ausgerichtet sind, Familienmitglieder zu unterstützen und in Haushalte und Unternehmen für die geplante Rückführung zu investieren (Sow et al. 2014). Die meisten der transnationalen Sahel-Auswanderer bleiben in den afrikanischen Ländern ("Süd" genannt), eine kleinere Anzahl wandert in die OECD-Länder ("Nord" genannt). Aufgrund höherer Einkommen und stärkerer Währungen sind die finanziellen Transfers aus Ländern mit stärkeren Volkswirtschaften in die Heimat in der Regel höher. Daten zum Verhältnis von Rimessen auf nationaler Ebene sind für Mali, Mauretanien und Senegal in Tabelle 1 dargestellt.

Tabelle 1: Emigranten- und Mittelströme westafrikanischer Staaten in 2010 (Quelle: World Bank 2011)

Tabelle 1: Emigranten- und Mittelströme westafrikanischer Staaten in 2010 (Quelle: World Bank 2011)

Afrikanische Einwanderer überweisen im Durchschnitt doppelt so viel Geld wie Einwanderer aus anderen Entwicklungsländern (Poller et al. 2010). In Frankreich lebende Malier und Senegalesen transferieren zum Beispiel 10-15% ihres monatlichen Einkommens (ADB 2007). Im Tal des Senegalflusses tragen Zuwendungen von MigrantInnen 65% des Haushaltseinkommens bei (Haushaltsbefragung, Findley & Sow 1998). Die Daten zu Rimessen beruhen auf Schätzungen, da 25-80% aller Überweisungen über informelle Kanäle abgewickelt werden, insbesondere die eigenhändige Übergabe (Seite & Plaza 2005; Sow & Alissoutin 2010; ADB 2007).

In den 1960er Jahren gründeten MigrantInnen aus Subsahara-Afrika in Frankreich Organisationen und initiierten gemeinsame Entwicklungsprojekte für den Bau von Schulen, Kliniken, Trinkwasser- und Bewässerungssystemen. Seit den 1990er Jahren wurden die Aktivitäten der MigrantInnenorganisationen zur Entwicklungszusammenarbeit auf Spanien, Italien, Deutschland, GB und weitereLänder ausgeweitet. Staatliche Unterstützung wurde in Frankreich, Spanien und Italien sowie von der EU zur Verfügung gestellt. Die europäischen Staaten neigen jedoch dazu, Entwicklungsstrategien zu verfolgen, die Einwanderung kontrollieren soll (Anpassung zur Vermeidung von Migration), was zuweilen zu einem Scheitern der Zusammenarbeit führen kann, wie im Fall von Mali (siehe Scheffran/Marmer/Sow 2012). Von den Ursprungsländern wird institutionelle Unterstützung für Programme der Entwicklungszusammenarbeit angeboten, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.

Ein französische Untersuchung von Projekten, die von in Frankreich lebenden MigrantInnen aus dem Senegaltal initiiert und finanziert wurden, zeigte, dass 36% dem Gesundheitswesen und der Bildung und 23% der Wasser-und Landwirtschaft gewidmet waren (Gonin 2001). Neben dem materiellen und sozialen Kapital, das in die Entwicklungszusammenarbeit investiert wurde, spielt auch der Innovations- und Wissenstransfer eine wichtige Rolle. Die Diaspora Association of Engineers for the Development of the Sahel stellte beispielsweise Unterstützung und Beratung für über 200 Projekte in der Region Kayes in Mali bereit (Sall 2005).

Qualitative und quantitative Analysen sowie Fallstudien auf der Mikroebene zeigen, dass MigrantInnennetzwerke in den Sektoren Wasser, Nahrung und Energie in ihren Gemeinden zur Anpassung an den Klimawandel beitragen (Tabelle 2). Während alle MigrantInnenorganisationen in Westeuropa ansässig sind, befinden sich die meisten Partnerschaften im Senegaltal.

Tabelle 2: Zusammenfassung der Fallstudien (Scheffran et al. 2012)

Tabelle 2: Zusammenfassung der Fallstudien (Scheffran et al. 2012)

Autoren

Dr. Elina Marmer
Interkulturelle und International Vergleichende Erziehungswissenschaft,
Universität Hamburg

Dr. Papa Sow
Zentrum für Entwicklungsforschung
Universität Bonn

Prof. Dr. Jürgen Scheffran
Research Group Climate Change and Security
Universität Hamburg