Klimawandel in den Medien
Seit etwa drei Jahrzehnten ist das Thema Klimawandel in den Medien deutlich sichtbar. Grundsätzlich stimmt die Berichterstattung mit dem wissenschaftlichen Befund überein, dass es eine außergewöhnliche globale Erwärmung gibt, die durch menschliche Treibhausgasemissionen verursacht wird. Dennoch finden sich noch immer klimaskeptische Stimmen in der Medienberichterstattung wieder. Dabei spielen journalistische Routinen eine Rolle, die eine „ausgewogene“ Berichterstattung nahelegen und das Ziel verfolgen, in Konflikten beide Seiten einander neutral gegenüberzustellen. Bezüglich des Klimawandels führt dies jedoch zu einer falschen Ausgewogenheit.
© Michael Fritz
Häufig wird der Beginn der verstärkten Berichterstattung auf das Jahr 1988 datiert, in dem der Weltklimarat (IPCC) gegründet wurde und Margaret Thatcher eine vielzitierte Rede vor der Royal Society hielt, in der sie vor einem „Experiment mit unserem Planeten“ warnte. Etwa zeitgleich wies der Klimawissenschaftler James Hansen vor dem US-Kongress ebenfalls auf ernste Folgen des „Treibhauseffekts“ hin. In Deutschland kam es ab 1986 zu einer intensivierten Debatte, als eine Presseerklärung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft den Begriff „Klimakatastrophe“ prägte, den der Spiegel auf seiner Titelseite mit dem im Meer versinkenden Kölner Dom illustrierte.
Insgesamt orientiert sich die mediale Berichterstattung grob an den Erkenntnissen der Klimawissenschaft. In einigen Ländern weicht das Berichterstattungsmuster der Medien jedoch deutlich von der wissenschaftlichen Diskussion ab und stellt die Existenz des anthropogenen Klimawandels als Gegenstand einer offenen Debatte zwischen sog. Skeptikern und Warnern dar. Angesichts des sehr breiten Konsenses der Wissenschaft über die Grundannahmen des Klimawandels erwecken diese Medien somit den falschen Eindruck einer offenen Debatte und einer großen Unsicherheit über die grundlegenden Annahmen der Klimawissenschaft. Großen Einfluss hat, zumeist in angelsächsischen Ländern, zudem die einer von der Ölindustrie und privaten Großinvestoren finanzierten Kampagne in Form von Thinktanks, NGOs und mit ihnen vernetzten privaten Blogs, die gegen eine wirksame Klimapolitik mobilisieren und zumindest in den USA einen Teil der Führung der Republikanischen Partei hinter sich haben.
Es zeichnet sich jedoch auch eine gegensätzliche Tendenz in der Berichterstattung ab, die durch die andauernden journalistischen Schwierigkeiten im Umgang mit den Unsicherheiten der Klimaforschung gekennzeichnet ist: Während Wissenschaftler dazu neigen, auf Unsicherheiten bei der Interpretation ihrer Ergebnisse hinzuweisen, sind Journalisten und politische Akteure eher an klaren und eindeutigen Aussagen interessiert. So werden Szenarien zu Vorhersagen und Wahrscheinlichkeiten zu Gewissheiten.
Die Berichterstattung schwankt im zeitlichen Verlauf und ist eng an bestimmte (Medien)-Ereignisse, vor allem auf dem politischen Feld wie den UN-Klimakonferenzen, gebunden, aber auch an neu veröffentlichte Berichte des Weltklimarates und an extreme Wetterereignisse. Im Fallbeispiel Hamburg wird Klimawandel zu einem Themenfeld, bei dem aktuelles Geschehen (Sturmfluten heute, Stadtentwicklung in der HafenCity, regionale Landwirtschaft) und vergangenes Geschehen (Sturmflutkatastrophe von 1962) enge Verflechtungen eingehen. Das Thema Klimawandel hat weit über das wissenschaftliche Ursprungsfeld hinaus an gesellschaftlicher Bedeutung gewonnen. Es ist mit Betrachtungen der eigenen Lebenswelt und des eigenen Lebensstils, politischen Entscheidungen, Erinnerungen und Zukunftsängsten verknüpft.